Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
 
Bericht des Instituts für Informatik

 
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2.5   Abteilung für Informatik V

Leiter:
 
Prof. Dr. Marek Karpinski
Parallele Systeme und Algorithmen,
Approximationsalgorithmen und ihre Anwendungen
Email: karpinski@cs.uni-bonn.de

Sekretariat:
 
Christine Marikar
Tel.: 0228/73-4327
Fax: 0228/73-4440
Email: secret5@cs.uni-bonn.de
Raum: N 316

Professoren:
 
Prof. Dr. Michael Clausen
Kommunikationssysteme und Algorithmen
Email: clausen@cs.uni-bonn.de

Prof. Dr. Thomas Lengauer
Diskrete Algorithmen und ihre Anwendung
Email: lengauer@cs.uni-bonn.de

Wissenschaftliche Mitarbeiter:
 
Priv.-Doz. Dr. Elias Dahlhaus
Dr. Carsten Dorgerloh
Dipl.-Inform. Dipl.-Math. Heiko Goeman
Dipl.-Inform. Christoph Günzel
Dr. Patrick Hamilton
Dipl.-Inform. Frank Kurth
Dipl.-Inform. Dirk Meyer
Dipl.-Inform. Yakov Nekritch
Dr. Amin Shokrollahi (beurlaubt)
Dr. Jürgen Wirtgen

Technische Angestellte:
 
Ignatios Souvatzis
Leszek Paszkiet

DAAD-Stipendiatin:
 
Dipl.-Ing. Vlora Arifi

Forschungsgruppe:
 

Leiter:
 
Prof. Dr. Thomas Lengauer, Ph.D.
Diskrete Algorithmen und ihre Anwendung
Tel.: 0228/73-4218/-4712 und 02241/14-2776/-2777
Fax: 02241/14-2656

Wissenschaftliche Mitarbeiter:
 
Dipl.-Inform. Oliver Eulenstein
Dipl.-Inform. Mike Schäfer

Parallele Systeme und Algorithmen,
Approximationsalgorithmen und ihre Anwendungen

(M. Karpinski)

Schwerpunkte in Forschung und Lehre

  • Schnelle parallele und randomisierte Algorithmen
  • Parallele und verteilte Systeme, On-Line Algorithmen
  • Algorithmische Geometrie und VC Dimension
  • Approximationsalgorithmen für tex2html_wrap_inline675 -harte kombinatorische Optimierungsprobleme und Anwendungen
  • Berechnungskomplexität, Boolesche Schaltkreise, Branching Programme und VLSI-Entwurf
  • Kodierungs- und Dekodierungsalgorithmen für fehlerresistente ATM Systeme

Die Forschungsvorhaben erfolgen in drei Arbeitsgruppen: Effiziente parallele Algorithmen und Berechnungskomplexität, Approximationsalgorithmen für harte Berechnungsprobleme und Fehlerresistente Übertragungssysteme.

Effiziente parallele Algorithmen und Berechnungskomplexität

Diese Gruppe beschäftigt sich mit grundsätzlichen Fragen des Entwurfs paralleler Algorithmen, Organisation von Parallelrechnern und verteilten Systemen sowie mit dabei entstehenden Kommunikationsproblemen. Man hat auch grundsätzliche Probleme der Randomisierung (Zufallssteuerung) als Berechnungsressource untersucht. Für einige wichtige Berechnungsprobleme erscheinen heutzutage randomisierte bzw. pseudo-randomisierte Algorithmen effizienter als deterministische Algorithmen in Bezug auf Laufzeit, Hardware-Größe, Schaltkreistiefe usw. Hier hat man in letzter Zeit wesentliche Fortschritte erzielt sowohl im Entwurf effizienter paralleler Algorithmen für grundlegende Probleme als auch in dem Verständnis der grundlegenden Komplexität der Optimierungsprobleme, wie z. B. Integer Programming und Knapsack.

Man hat auch weitere Untersuchungen von parallelen Algorithmen für grundlegende algebraische und geometrische Probleme und verschiedenen Anwendungen solcher Algorithmen in Bezug auf kombinatorische Optimierungsfragen durchgeführt. Man hatte des weiteren untere Schranken für parallele RAM-Maschinen und algebraische Entscheidungsbäume untersucht.

Algorithmische Geometrie und Integer Programming

In den vergangenen Jahren wurden mehere Probleme der Algorithmischen Geometrie studiert, die mit der Berechnungskomplexität der eingeschränkten Integer Programme und der Programme höhern Grades (s.g. Smooth Programs) eng verknüpft waren. Man hatte die hier ereichten Resultate im Entwurf der effizienten Approximationsalgorithmen für ausgewählte Optimierungsprobleme angewendet. Man hat hier neue obere und untere randomisierte Schranken erziehlt. Man hat auch vor kurzem das Problem der s.g. VC Dimension der sigmoidalen und Pfaffschen neuronalen Netzwerke gelöst, das seit einigen Jahren offen war.

Approximationsalgorithmen für harte Berechnungsprobleme

Approximationsalgorithmen bieten oft eine praktische Möglichkeit, mit besonders schweren Berechnungsproblemen effizient umzugehen. Seit Anfang der neunziger Jahre ist ein rasanter Fortschritt im Entwurf effizienter Approximationsalgorithmen für kombinatorische Optimierungsprobleme und in unserem Verständnis der Approximationshärtephenomenen der Berechnungsprobleme zu verzeichnen.

Man hat in unserer Gruppe wesentliche Fortschritte im Entwurf von effizienten Approximationsalgorithmen für harte algebraische und kombinatorische Optimierungs- und Zählprobleme erzielt, die teilweise die Lösung der lange Zeit offenen Probleme darstellen. Man hatte u.a. auch den heutzutage besten Approximationsalgorithmus für Steiner Tree Probleme entwickelt, der eine große Anzahl von Anwendungen hat.

Des weiteren wurden die ersten Polynomialzeit Approximationsschemata für tex2html_wrap_inline675 -harte dichte Instanzen von Optimierungsproblemen, wie z.B. MAX-CUT, SEPARATOR and BISECTION konstruiert. Es wurden auch on-line Approximationsalgorithmen für Load Balancing und Job Scheduling Probleme untersucht. Man versucht z.Z. eine Programmierungsplattform und Softwarebibliotheken zu erstellen, um konstruierte Algorithmen praktisch in verschiedenen Implementationen auf Effizienz zu untersuchen.

Verschiedene Anwendungen unserer Algorithmen wurden angegangen, u.a. im Schaltkreis- und VLSI-Entwurf, praktischen Computer Scheduling Problemen, Network Design, neuronalen Netzwerken und molekularer Biologie.

Randomisierte Branching Programme in CAD Design und
Hardware / Sofware Verifikation

Ziel dieser Forschung ist der Entwurf von effizienten Verifikationsverfahren, die auf s.g. randomisierten geordneten read-once branching Programmen (OBDDs) basieren. Hier hat man wesentliche Fortschritte erziehlt im Entwurf erster effizienter Verifikationsverfahren für viele grundlegende Funktionen und Probleme, wie z.B. für Multiplikations-, Inversions- und Divisionsschaltkreise und für verschiedene nichtlineare Optimierungsprogramme. Man untersucht Anwendungen dieser randomisierten branching Programme im Bereich der formalen Verifikation von VLSI-Schaltkreisen in CAD (Computer-Aided Design) und Verifikation der allgemeinen Programme.

Fehlerresistente Übertragungssysteme

Ziel dieser Forschung ist der Entwurf und die Analyse der effizienten Kodierungs- und Dekodierungsalgorithmen für multimediale Erasure-Resistente ATM-basierte Übertragungssysteme. Erste solche Algorithmen, die auf der Invertierung von Cauchy Matrizen basieren, wurden 1995 in Zusammenarbeit mit Forschungsinstituten in Berkeley entwickelt. Unser Ziel ist es, schnellere Erasure Codes zu konstruieren mit annähernd Echtzeit Kodierungs- und Dekodierungslaufzeiten, die notwendig für die nächste Generation der ATM-basierten Übertragungssysteme sind. Die Methoden basieren auf algebraischen Ansätzen schneller Invertierung bestimmter Matrizen über kleinen endlichen Körpern und zielen auf Entwürfe von Linearzeit MDS-Codes ab.

Computeralgebra Implementierungsgruppe

Es wurden mehrere Implementationen in Computer-Algebra Systemen durchgeführt, ausgehend von etwas älteren Implementationen in Scratchpad II und AXIOM Systemen. Das Ziel dieser Arbeitsgruppe ist die Unterstützung der Forschungsarbeiten in Bereichen der Optimierungsverfahren, parallelen Algorithmen und algorithmischen Lerntheorie. Im Vordergrund standen hierbei effiziente algebraische Interpolationsalgrithmen, effiziente approximative Zählalgorithmen und Lernalgorithmen für Boolesche Funktionen, Entscheidungsbäume und Polynome über kleinen endlichen Körpern.

Die obengenannten Forschungsaktivitäten wurden unterstützt durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, Volkswagen-Stiftung, DAAD, Max-Planck-Forschungspreis (Karpinski), National Science Foundations (USA), IBM und ESPRIT BR.

Weitere Informationen

Weitere Informationen über die beschriebenen Forschungsaktivitäten sind elektronisch unter folgender URL-Adresse verfügbar: http://theory.cs.uni-bonn.de/.

Kommunikationssysteme und Algorithmen

(M. Clausen)

Schwerpunkte in Forschung und Lehre

  • Audio-Kommunikation
  • Daten-Kommunikation

Die theoretische Basis unserer aktuellen Forschungstätigkeit spiegelt sich wider in den drei Buchprojekten Fast Fourier Transforms (Clausen / Baum, BI 1993), Coding Theory and Bilinear Complexity (Shokranian / Shokrollahi, Scientific Series Vol. 21, 1993) und Algebraic Complexity Theory (Bürgisser / Clausen / Shokrollahi, Grundlehren der mathematischen Wissenschaften Vol. 315, Springer 1997). Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich unsere Arbeitsgruppe mit dem Entwurf von Systemen und effizienten Algorithmen zur Kommunikation. Einen Schwerpunkt bilden hierbei Systeme, die dem Audio-Bereich zuzuordnen sind. Während es sich hier um die Kommunikation mit hochstrukturierten Daten handelt, geht ein zweiter Schwerpunkt auf codierungstheoretische Probleme bei der Kommunikation beliebiger Daten ein.

In der Lehre spiegelt sich dies im Angebot der Kern- und Grundvorlesungen Audiosignalverarbeitung I & II, Computeralgebra I & II sowie in vertiefenden Spezialvorlesungen zu diesen Gebieten wider. Dabei liegt der Schwerpunkt in den kommenden Semestern auf Spezialvorlesungen aus der Audiosignalverarbeitung. Das Vorlesungsangebot wird durch Seminare in Grund- und Hauptstudium sowie durch Praktika und Projektgruppen abgerundet. Hierbei haben die Projektgruppen einen besonderen Stellenwert, da sie, bei zweisemestriger Laufzeit, ein intensives und kontinuierliches Arbeiten an gegebenen Projekten ermöglichen und so z.B. einen guten Einstieg in Richtung Diplomarbeit liefern. In Projektgruppen kann außerdem, bei zweisemestriger Teilnahme, sowohl ein Seminar- als auch ein Praktikumsschein erworben werden. Momentan in unserer Arbeitsgruppe angeboten werden die Projektgruppen Digitale Musikbibliotheken und Audiosignalverarbeitung.

Audio-Kommunikation

- Audiosignalverarbeitung

Die Audiosignalverarbeitung beschäftigt sich mit der Speicherung und Verarbeitung digitaler Musik- und Sprachsignale. Steigende Anforderungen an Effizienz, Qualität und Kapazität im Zuge fortschreitender Multimedialisierung gewichten in immer stärkerem Maße die Informatikkomponente dieses interdisziplinären Gebietes. Die Schwerpunktthemen innerhalb unserer Arbeitsgruppe, die sich teilweise aus Industriekooperationen ergeben, sind der Entwurf von Datenstrukturen und effizienten Algorithmen zur Kompression und zum Denoising von Audio- und Breitbandsprachsignalen. Neben klassischen Verfahren wie schnellen Fourier- und Wavelettransformationen entwickeln wir unter Einbeziehung psychoakustischer Modelle neue flexible Methoden zur adaptiven Signalanalyse. Dabei werden zeitkritische Algorithmen auf digitalen Signalprozessoren realisiert.

Im Rahmen unseres MiDiLiB-Projekts behandeln wir Verfahren zur robusten Editierung komprimiert archivierter Daten. Da in modernen digitalen Bibliotheken Daten verstärkt in komprimierter Form abgelegt werden, sind dadurch auftretende Seiteneffekte, wie z.B. digitale Generationseffekte, zu beachten und Verfahren zu deren Vermeidung zu realisieren. Innerhalb der Projektarbeit werden die entwickelten Verfahren sowohl an state-of-the-art Codern (z. B. MPEG-Audio) als auch an Neuentwicklungen getestet.

- Digitale Musikbibliotheken

Digitalisierung und weltweite Vernetzung haben zu einer Flut von Daten höchst unterschiedlichen Inhalts und Formats geführt, die es durch gezielte multimediale Techniken sinnvoll zu nutzen gilt. Während für rein textuelle Dokumente in diesem Zusammenhang schon eine Reihe von Methoden zu Indexierung, Browsing und Retrieval entwickelt wurden, steht man bei multimedialen Dokumenten hier noch vor vielen ungelösten Problemen. Vor diesem Hintergrund beteiligt sich unsere Arbeitsgruppe mit dem MiDiLiB-Projekt am DFG-Schwerpunktprogramm Verteilte Verarbeitung und Vermittlung digitaler Dokumente. In unserem Projekt sollen, unter Berücksichtigung musikwissenschaftlicher Erkenntnisse, Verfahren zu inhaltsbasierter Indexierung, Retrieval und Kompression von Audiodaten in digitalen Musikbibliotheken entwickelt werden.

- Sonifikation

Während Visualisierung und Animation weitverbreitete Konzepte zur Informationsvermittlung und -darstellung sind, hat die Sonifikation als akustisches Informationskonzept erst in jüngster Zeit verstärkt Beachtung gefunden. In Kooperation mit dem Sportwissenschaftlichen Institut der Universität Bonn wurde von unserer Arbeitsgruppe ein System zur Umsetzung kinematischer und dynamischer Bewegungsdaten in Höreindrücke entwickelt. Dieses System zur akustischen Bewegungstransformation wird von den Sportwissenschaftlern in der Motorikforschung eingesetzt.

Daten-Kommunikation

- Codierungstheoretische Probleme

Bei der Übertragung von Nachrichten über gestörte oder überlastete Kanäle (Telefonleitungen, Satellitenkommunikation, CD, Internet) werden Codierungsverfahren zur Fehlerkorrektur verwendet. Herr Shokrollahi hat in Kooperation mit amerikanischen Kollegen unter anderem effiziente Codier- und Decodierverfahren zur Behebung von Paketverlusten in Hochgeschwindigkeitsnetzen (wie z.B. dem Internet) entwickelt.

Weitere Informationen

Weitere Informationen sind auch elektronisch verfügbar über das MiDiLiB-Projekt unter http://grieg.cs.uni-bonn.de/ und über die Abteilungs-Homepage http://theory.cs.uni-bonn.de/.

Diskrete Algorithmen und ihre Anwendung in Naturwissenschaft und Technik

(Th. Lengauer)

Schwerpunkte in Forschung und Lehre

  • Molekulare Bioinformatik
  • Computergestützte Chemie.
  • Diskrete Optimierungsmethoden in Naturwissenschaft und Technik

Die Bearbeitung der Forschungsvorhaben erfolgt in Arbeitsgruppen, die sowohl an der GMD - Forschungszentrum Informationstechnik GmbH als auch an der Universität Bonn plaziert sind.

Molekulare Bioinformatik

Die dreidimensionale Struktur von Proteinen bildet die Grundlage für ihre chemische Funktion. Daher ist die Vorhersage dreidimensionaler Proteinstrukturen auf der Basis der Aminosäuresequenz des Proteins eine wesentliche Komponente eines effektiven rechnergestützten Entwurfs biochemischer Wirkstoffe. In der Arbeitsgruppe wurde das Programmsystem ToPlign entwiclet, das es erlaubt, auf der Basis der Kenntnis einer Proteinsequenz mit dem Verfahren der sogenannten ähnlichkeitsbasierten Modellierung Modelle für die Proteinstruktur zu entwickeln. Das System wurde an bereits bekannten Strukturdaten validiert und mehrfach -- auch im Rahmen internationaler Experimente -- erfolgreich zu sogenannten Blindvorhersagen, d.h. echten Vorhersagen in Unkenntnis der Struktur eingesetzt. Die zugrundeliegenden Methoden umfassen sowohl algorithmische Entwicklungen wie auch die Ableitung neuartiger Kostenfunktionen zur Bewertung von Proteinmodellen. Ein Teil der Arbeiten am ToPLign System war die Basis für die Dissertation von Ralf Thiele. ToPLign ist auf dem WWW verfügbar. Die Arbeiten wurden vom BMBF gefördert.

Untersuchungen in der Arbeitsgruppe, die auf eine Erweiterung der homologiebasierten Strukturvorhesagemethoden zielen und mathematische Methoden aus der Matroid-, Graphen- und Knotentheorie benutzen, wurden im Rahmen eines DFG Projektes gefördert.

Die Erfahrungen der Forschungsgruppe im Bereich der Proteinstrukturvorhersage werden zur Zeit in ein vom BMBF gefördertes Projekt eingebracht, bei dem es darum geht, aus diversen experimentellen Daten (Expressionskarten für Gene in gesunden und kranken Geweben) nach Zielproteinen für Krankheitsdiagnose und -therapie zu kommen.

Der Bindungsprozeß von Liganden an Proteine, der die Grundlage sämtlicher biochemischer Wechselwirkungen darstellt, wird allgemein als Docking bezeichnet. In der Arbeitsgruppe wurde das Programmsystem FlexX entwickelt, mit dem in wenigen Minuten Laufzeit niedermolekulare Liganden in Bindungstaschen von Proteinen plaziert werden können. Das Programm ist bei etwa vergleichbaren Ergebnissen Größenordnungen schneller als andere Dockingprogramme. Es wird zur Zeit in kooperierenden Industrieunternehmen eingesetzt, ist auf dem WWW verfügbar und wird international vermarktet. Die Entwicklung von FlexX war die Basis für die Dissertation von Mathias Rarey. Die Entwicklung von Dockingmethoden für den Fall, daß die Proteinstruktur nicht bekannt ist, ist in fortgeschrittener Bearbeitung. Die Arbeiten werden vom BMBF gefördert.

Im Rahmen der Dissertation von Oliver Eulenstein wurden Algorithmen zur Findung von Duplikationsereignissen von Genen während der Evolution entwickelt. Die Auffindung solcher in Genomdaten versteckten Ereignisse ist eine wesentliche Voraussetzung für eine genaue Bestimmung der Funktion von Proteinen. Ferner wurde die Äquivalenz verschiedener in diesem Bereich entwickelter Kostenmaße nachgewiesen. Die Dissertation von Benno Schwikowski enthält neuartige Algorithmen zur gleichzeitigen Berechnung multipler Alignment und evolutionärer Bäume von biologischen Sequenzen. Die Forschungsarbeiten von Benno Schwikowski und Oliver Eulenstein entstanden im Rahmen einer Kooperation mit dem DKFZ Heidelberg (Dr. Martin Vingron).

Prof. Lengauer koordiniert den DFG Schwerpunkt Informatikmethoden zur Analyse und Interpretation großer genomischer Datenmengen, dessen Förderung im Jahre 1998 beginnt.

Molekulare Modellierung anorganischer amorpher Festkörper

Ziel dieser Forschung, die im Rahmen des SFB 408 Anorganische Festkörper ohne Translationssymmetrie in Zusammenarbeit mit chemischen und physikalischen Instituten der Universität Bonn sowie der DLR Porz durchgeführt wird, ist die Analyse der räumlichen Struktur von anorganischen amorphen Clustern mithilfe von z. T. diskreten, z.T. numerischen rechnergestützten Verfahren. Eingabedaten sind a priori Kenntnisse über die amorphen Systeme sowie Informationen, die aus Spektren verschiedenster Art gewonnen werden. Es wurde ein Programmsystem entwickelt, das qualitativ hochwertige Modelle von Clustern aus amorphem Quartz mit bis zu etwa zweitausend Atomen berechnet. Ferner wurden Algorithmen entwickelt, mit denen Strukturmodelle erzeugt werden können, die vorgegebene Statistiken beweisbar genau einhalten.

Entwurfs- und Packungsprobleme

Bei der Schnittbilderstellung in der lederverarbeitenden Industrie werden beliebig geformte Schablonen disjunkt auf beliebig geformten Unterlagen (Tierhäuten) plaziert, wobei die Verschnittfläche minimiert werden soll. Hinzu kommen diverse Nebenbedingungen. Forschungen in diesem Bereich führten im Jahre 1994 zu einer Dissertation. Zur Zeit wird das entsprechende Problem auf Textilien bearbeitet. Es entstand ein Programm, das nicht nur Schnittbilder mit einer Qualität erzeigt, die der von menschlichen Legern vergleichbar ist. Es kann auch eine Gütegarantie etwa der Art ,,0,8% schlechter als optimal`` gegeben werden. Manche der gezeigten Schnittbilder sind sogar beweisbar optimal. Auch dieses System wird vermarktet. Die Software ist Basis einer Dissertation im Jahre 1997. Das Projekt wurde und wird zu erheblichen Anteilen von der DFG gefördert.

In der Automobilindustrie treten komplexe dreidimensionale Packungsprobleme auf. Gesamtziel ist, die Aggregate innerhalb eines Fahrzeugs so zu plazieren, daß bei kompakten Außenmaßen größtmöglicher Komfort für den Fahrgast und hohe Wartungsfreundlichkeit erzielt wird. Die Lösung solcher Probleme mit rechnergestützten Optimierungsverfahren steckt heute noch in den Anfängen. Im Dialog mit einem führenden Automobilhersteller und mit Förderung vom BMBF entwickeln wir Modelle und Methodiken für diese Probleme.

Arbeiten zum Layout integrierter Schaltkreise, die im Rahmen eines DFG Projektes gefördert wurden, resultierten in einem Softwaresystem, mit dem sich beweisbar gute Verdrahtungen und Plazierungen integrierter Schaltkreise erzeugen lassen. Die Methodik basiert auf Versionen der ganzzahligen Programmierung. Das System berechnet obere und untere Schranken für die Kanaldichte, die sich in allen praktisch aufgetretenen Fällen um höchstens 2 unterscheiden. Die Layoutqualität kann für Schaltkreise mit bis zu mehreren zigtausend Netzen erreicht werden.

Prof. Lengauer koordiniert den DFG Schwerpunkt Effiziente Algorithmen für diskrete Probleme und ihre Anwendungen, der sich seit 1995 in der Förderung befindet.

Weitere Informationen

Am Institut SCAI werden in der Arbeitsgruppe darüber hinaus die Themen Anwendung von Petrinetzen, Computer Algebra, Vorhersagen der Struktur organischer Kristalle und Monte-Carlo und Molekulardynamikmethoden in der Bioinformatik und rechnergestützten Chemie bearbeitet. Über alle Forschungsaktivitäten geben gesonderte Publikationen von SCAI detaillierte Auskunft, siehe auch auf dem WWW unter http://www.gmd.de/SCAI/.